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oLeg

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Ein Sitzmöbel. Diplomprojekt

Aufgabe: Entwurf eines Eckmöbels zum Roman „L‘ écume des jours“ von Boris Vian
Betreuung durch Prof. Frédéric Dedelley

 

Das Buch  ist geprägt von  surrealen Begebenheiten und gewinnt durch skurrile und abstruse Feinheiten einen ganz eigenen Charakter. Dieser widerspiegelt sich auch in den Hauptpersonen, dem jungen Paar Colin und Chloé. Nichts ist auf den ersten Blick erklärbar und logisch, und doch schlussendlich in sich stimmig.

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Der Sessel oLeg nimmt auf diese Skurrilitäten Bezug. Auf den ersten Blick ist unklar, wie seine Formgebung zu Stande kommt und wie man auf ihm sitzen soll. Erst beim Ausprobieren erklärt sich der Gebrauch des Möbelstücks. Was bleibt ist die (beabsichtigte) Unsicherheit, ob diesem Sessel auch wirklich getraut werden kann. Wagt man das Experiment und lässt sich auf oLeg ein, wird schnell klar, dass er statisch so beschaffen ist, dass er nicht umkippen kann. oLeg ist nämlich ein Eckmöbel im wahrsten Sinne des Wortes: Er kann ohne die Ecke nicht gebraucht werden. Stellt man ihn aber wie vorgesehen in eine Ecke, erlangt er das notwendige Gleichgewicht und wird durch die beiden Seitenwände in seiner Position gehalten. Auch die Materiallieferung hat einen Hang ins Absurde: Obwohl die Sitzfläche eine teure Krokolederprägung impliziert, ist die doch aus gewöhnlichem Vachettenleder.

Mitten auf den Tisch stellte Colin einen Tafelaufsatz: ein Glasgefäss, in dem zwei in Formalin schwimmende Hühnerembryonen das Spectre de la Rose nach Nijinsky darzustellen schienen.

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Materialisierung

Die Sitzfläche besteht aus Vachettenleder, orientiert sich aber in ihrer Gestaltung an der Musterung von Krokodilleder. Dadurch entsteht ein Täuschungsmanöver: Das Kuhleder impliziert durch seine Formgebung Luxuriosität, ist aber in seiner Materialität gewöhnlich  und nimmt so die Vorliebe von Colin und Chloé spielerisch aufs Korn.

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Die Elastizität des Leders ermöglicht es der Sitzfläche, sich an jede beliebige Sitzposition anzupassen.
oLeg hat ein sehr geringes Gewicht. Dadurch kann der Neigungswinkel des Möbel ohne grossen Kraftaufwand verändert werden.

Colin schlüpfte in seine Sandalen aus Haifischleder und zog seinen eleganten Hausanzug an, tiefseegrüne Cordsamthosen und eine Jacke aus haselnussbraunem Wollsatin.

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Produktion

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Gestänge
Masse Aussenrahmen/Unterbogen: 580 mm Aussenradius
Material Chromstahlrohr geschliffen, ø: 25 mm, Wand: 2 mm
Herstellung gebogen, gelötet, gemufft, gesteckt, geklebt
Sitzfläche
Masse Ausdehnung ca. 1200 mm x 1500 mm (1.8 m2)
Material Glattleder „Kumet-Vachette“, Stärke: 2.5 mm
Herstellung CNC-Schneidplotter mit Tangentialmesser
Befestigung genietet mit Doppelhohlnieten, matt vernickelt